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aus dem Gemeindebrief Juni / Juli / August 2008

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» Gemeindeveranstaltungen

 

Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben (schönen) Sommerzeit!

Wer kennt nicht den Text dieses kraftvollen und sommerlich heiteren Liedes von Paul Gerhardt (auf der Vorderseite gestaltet von Liesel Désor). Angesichts der Katastrophen dieser Welt - seien es sogenannte Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen oder auch nur die ganz persönlichen Schwierigkeiten - fällt es nicht jedem leicht, in diese heitere Weise einzustimmen.
Der jüngst verstorbene Frankfurter Dichter Robert Gernhardt traute den heiteren Strophen Gerhardts nicht und dichtete sie mit rabenschwarzem und bitterem Humor während der Erfahrung einer Chemotherapie um:

Geh aus mein Herz und suche Leid
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gifte Zier
und siehe, wie sie hier und mir
sich aufgereihet haben.

Resigniert heißt es da am Ende, dass er von „Gottes großes Tun“ und von ihm selbst bittschön in Ruhe gelassen werde. Ein böses - aber nachdenkliches Gedicht.
Aber wer meint, Paul Gerhardt lebte im Gegensatz zu uns halt noch in einer heilen Welt und konnte deshalb solche fröhliche Zeilen (nachzulesen im Gesangbuch Nr. 503) zu Papier bringen, der irrt. Der dichtende Pfarrer wurde vor 400 Jahren am 12. März 1607 in Gräfenhainichen geboren. Als er 11 Jahre alt war, begann der „30jährige Krieg“, der als einer der blutigsten und brutalsten Kriege in die Geschichtsbücher Eingang finden sollte. Die Gräuel dieser Katastrophe, in der sich die schwelenden religiösen und politischen Gegensätze entluden, haben die "Bestie Mensch" in einem bis dahin beispiellosen Exzess zur Kenntlichkeit entstellt und die Menschen für Generationen traumatisiert. Beinahe jeder zweite Bewohner wurde hierzulande von Hunger, Seuchen und Söldnern dahingerafft. Danach lag Deutschland in Trümmern. Inmitten der apokalyptischen Politik und trotz des Verlustes seiner Frau und vier seiner Kinder, trotz herber beruflicher Rückschläge erhielt sich Paul Gerhardt eine schier unerschöpfliche Zuversicht, dass Gott seine Geschicke und die seiner lieben vertrauten

 

Menschen leiten würde. Er hatte gesehen, wie Menschen für ihren Glauben oder einfach für ein Stück Vieh getötet wurden oder bereit waren zu töten.
Er wusste, dass diese Welt oft ein „Jammertal“ ist und verschloss davor nicht die Augen. Aber gleichzeitig ließ er sich nicht seinen Glauben nehmen, dass Gott auch in den schweren Stunden dem Menschen nicht fern sein würde. Er glaubte, dass Gott, der am Kreuz der leidenden Kreatur so gleich geworden ist, letztlich stärker wäre als alles Leiden dieser Welt. Das war seine Zuversicht. Vor diesem Hintergrund erscheint der - trotz verbrannter Erde - jubilierende Text "Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir, sich ausgeschmücket haben" alles andere als naiv. Auch die in der 14. Strophe ausgesprochene Bitte „Mach in mir deinem Geiste Raum“ entfaltet einen ganz tiefen existentiellen Sinn und sollte uns stark machend immer daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Vielleicht können wir dann doch alle gemeinsam und ohne Bedenken in den Gesang einstimmen:

Mach in mir deinem Geiste Raum,
daß ich dir werd ein guter Baum,
und laß mich Wurzeln treiben.
Verleihe, daß zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.
und Pflanze möge bleiben.

Präses Olaf Joksch
 


Aus der Gemeinde:

Aus organisatorischen Gründen hat das Presbyterium diesen Gemeindebrief für die drei Sommermonate vorgesehen.

Leider gibt es noch keinen konkreten Interessenten oder konkrete Interessentin für unsere ausgeschriebene Pfarrstelle. Bis auf weiteres führt daher das Presbyterium die Gemeindegeschäfte und hält Sie über Gemeindebrief oder den Schaukasten an der Kirche auf dem Laufenden…

Auch wenn es in den letzten Wochen nach außen nicht so aussah, gehen die Renovierungsarbeiten an unserem Gemeindehaus weiter. Nachdem einige marode Eichenbalken an der unteren Fassadenseite ausgetauscht wurden, entdeckte Architekt Reichard zusammen mit dem Statiker leider noch weitere von der Witterung zerstörte Holzteile an der Gartenseite des historischen Gebäudes, die aber mittlerweile auch schon ausgewechselt oder ergänzt wurden. Nach über 60 Jahren werden jetzt noch die Kriegsschäden behoben. Durch die Sogwirkung einer Bombenexplosion waren die Westwände im ersten Stock über 10 cm herausgezogen worden. Mittels „einfacher“ Hebelwirkung werden diese wieder zurückgeschoben. Das
war statisch anscheinend längst überfällig…. Durch die unerwarteten und nicht eingeplanten Arbeiten wird die Renovierung voraussichtlich 3 Monate länger dauern und erst im Herbst diesen Jahres abgeschlossen sein.

Des Weiteren musste ein Nachtrag für die Baufinanzierung gestellt werden. Einen Teil der neuen Kosten muss leider wieder die Gemeinde tragen.
Wir bedanken uns bei allen, die mit ihrer Spende zur Deckung der immensen Kosten beigetragen haben. Die neuen Zahlen sollten uns zwar nicht beunruhigen, aber doch darauf aufmerksam machen, dass erst ein kleiner Teil der Kosten gedeckt ist. Deshalb wieder unsere dringende Bitte: Wenn Sie können, helfen Sie uns weiter!

Trotz der großen Renovierung am Gemeindehaus gehen aber die Gemeindeveranstaltungen - mit kleinen Einschränkungen - ihren gewohnten Gang!

 

Kunst in unserer Kirche.
 
Rauminstallation "Das Licht unter den Scheffeln"Unter dem Motto "Das Multiversum der Ideen - Luminale in Offenbach" nahm Offenbach erstmals an diesem Festival der Licht-Kultur teil (6. - 11. April 2008, jeweils von 19 - 22 Uhr). In unserer Kirche veranstaltete die Künstlerin Monika Golla eine Rauminstallation "Das Licht unter den Scheffeln". Zugrunde gelegt war Markus 4,21-22: "Und er sprach zu ihnen: Zündet man etwa ein Licht an, um es unter den Scheffel zu stellen? Keineswegs, sondern um es auf den Leuchter zu setzen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, und ist nichts geheim, was nicht an den Tag kommen soll". Diese "Scheffel" bildeten Gruppen, die in der Kirche organisch angeordnet waren. Sie schienen zu wachsen und sich im ganzen Raum auszubreiten.
Diese Installation lockte rund 260 Besucher an, die zudem am 8. April einem Konzert der Künstler Norbert Grossmann und Nikolaus Heyduck (Propellerhertz) für Orgel, Flügel und Live-Elektronik "Fluxlux Part 1 und 2"  lauschten.
                                                                                  Hans-Georg Ruppel

 

Am 28. Juni 2008 kann Elisabeth (Liesel) Désor geb. Haupt ihren 80. Geburtstag feiern. Unsere Gemeinde hat allen Grund, Frau Désor Dank zu sagen für ihr unermüdliches Wirken in den verschiedensten Bereichen. Sie ist eine der Säulen unserer Gemeinde und als treue Besucherin unserer Gottesdienste Vorbild für alle.  Seit 2001 ist sie Mitglied der Diakonie, war aber schon vorher in unserem Besuchsdienst tätig. Im ‚petit chœur’ ist sie eine Stütze des Soprans. Der Französisch-Lesezirkel kann auf sie zählen. So manchen Gemeindebrief schmücken ihre kalligraphischen Kunstwerke. In den Jahren, in denen an jedem Sonntag Kindergottesdienst in unserer Gemeinde angeboten wurde, gehörte sie zu dem Kreis von Frauen, der dies möglich machte. Es gibt kein Gemeindefest, bei dem sie nicht tatkräftig zum Gelingen beisteuert. Sie organisiert Spiele für die Kinder, stattet das Büffet mit eigenen Kuchen und Salaten aus, hilft beim Decken, beim Spülen und Aufräumen u.v.a.m.  Wenn Besuch aus unseren Partnergemeinden Marsillargues und Turin kommt, ist sie stets eine der GastgeberInnen. Als wir 1976 in die Herrnstraße 66 einzogen, sorgte das Ehepaar Désor mit seinen Söhnen in mühevollen Arbeitsstunden dafür, dass wir einen schönen Garten vorfanden.
Es ist ja auch „ihre Gemeinde“. Dabei war es nicht von Anfang so – obwohl Liesel Désor in der Domstraße 17 aufwuchs, keine 20 Meter von unserer Kirche entfernt. Zu unserer Gemeinde kam sie jedoch erst, als sie im Jahr 1952  Johannes Désor heiratete – einen der Nachfahren eines hugenottischen Brüderpaares, das 1685 aus Marsillargues floh.   Im Zuge ihrer Familienforschung knüpften Hans und Liesel Désor in den 90ger Jahren Verbindungen in das südfranzösische Ursprungsland der Familie. Sie legten so den Grundstein für die „Fraternité huguenote“ zwischen der reformierten Gemeinde Marsillargues und unserer Gemeinde. In Anerkennung ihres Wirkens wurde Liesel Désor 1998 zur Ehrenbürgerin von Marsillargues ernannt.
Gemeinsam mit ihren drei Söhnen und Schwiegertöchtern, ihren sieben Enkelinnen und Enkeln, ihrem großen Freundes- und Bekanntenkreis gratulieren wir Liesel Désor ganz herzlich und wünschen ihr alles Liebe, alles Gute, Gesundheit, Kreativität und Gottes Segen.                      
Günter Krämer

 

Neu in der Gemeindebibliothek:

Sobald unser Pfarr- und Gemeindehaus wieder nutzbar ist, soll unserer kleinen Gemeindebibliothek wieder verstärkte Aufmerksamkeit zukommen und sie auch besser nutzbar gemacht werden.
Hans-Georg Ruppel stellt eine interessante Buchveröffentlichung vor:
 
Franziska Roosen
"Soutenir notre église" - Hugenottische Erziehungskonzepte und Bildungseinrichtungen im Berlin des 19. Jahrhunderts.

Als Band 42 der Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft ist kürzlich diese von Frau Roosen verfasste Dissertation erschienen.
"Die Kirchen sollen sich anstrengen, Schulen zu errichten und haben darauf zu sehen, dass die Jugend unterrichtet wird", trug deren Kirchenordnung den französisch-reformierten Kirchen auf. Bereits in Frankreich hatten die Hugenotten über ein differenziertes Bildungssystem verfügt, das durch die anti-protestantische Politik des Staates und seiner Repräsentanten zunehmend zerstört worden war. Nachdem ihnen die Glaubensausübung in Frankreich 1685 verboten worden war (Aufhebung des Edikts von Nantes), ließen sich rund 15.000 Hugenotten in Brandenburg-Preußen nieder. Die Errichtung eines eigenen Schulwesens erwies sich hier umso notwendiger, als die Einwanderer die deutsche Sprache nicht beherrschten. Der Verfasserin ist es gelungen, diese Bemühungen auf fast 400 Seiten anschaulich darzustellen.

 

Unter der Überschrift Eine Fingerfertigkeit höherer Ordnung“ schrieb Stefan Michalzik in der Offenbach Post über das Orgelkonzert, das Olaf Joksch am  27. April in unserer Kirche mit Werken von Mendelssohn, Neukomm und Reger gegeben hatte:
Joksch legte Wert auf spannende Kontraste […] Kompromisslose Dynamik, sensibler Klangsinn und entwaffnende rhetorische Präsenz: Kluge Dramaturgie und Interpretation von Rang paarten sich auf ideale Weise!

 

Das Presbyterium lädt herzlich ein:

Am Sonntagnachmittag, den 3. August 2008 in unseren sommerlichen Pfarrgarten bei Kaffee und Kuchen zu Information und Gespräch über den Stand der Arbeiten am Gemeindehaus und der aktuellen Situation in der Gemeinde.
Vorgesehen ist auch eine Besichtigung des Pfarrhauses.
Wir beginnen um 15 Uhr mit einer Andacht in der Kirche.
Eingangsbereich des Pfarrhauses
Erkennen Sie den Eingangsbereich des Pfarrhauses? Die maroden Eichenbalken (siehe im Bild unten) sind mittlerweile schon durch neue ersetzt.

 

Ausflug der Nordgemeinden

 

Der diesjährige Ausflug der Nordgemeinden führte am 22. 5. 2008 zur Burg Greifenstein im Lahn-Dill-Kreis. 52 Gemeindeglieder waren bei sonnigem Wetter gespannt auf das, was sie im Westerwald erwartete.
Erster Halt war der kleine Ort Daubhausen (heute Ortsteil von Ehringshausen). Dort wurde die Gruppe vom ehemaligen Presbyter  der Kirchengemeinde, Herrn Scheer, erwartet. Er erzählte anschaulich, dass der Ort schon seit dem 13. Jahrhundert bestanden habe und 1685 vom damaligen Landesherrn, dem Grafen Wilhelm Moritz von Solms-Braunfels (1661-1724) zur  Aufnahme von französischen Glaubensflüchtlingen ausersehen worden war. Dafür mussten die damaligen Einwohner Daubhausen verlassen! Da nicht alle Flüchtlinge untergebracht werden konnten, ließ der Graf 1690 seine Meierei im Nachbartal zur Kolonie Greifenthal ausbauen. Dank unseres Organisten, Herrn Pipper, konnten wir den interessanten Vortrag in der kleinen Kirche mit zwei Liedern umrahmen.
Es ging dann weiter nach Greifenstein, wo wir von zwei Burgführern durch das Deutsche Glockenmuseum (seit 1984, die älteste Glocke stammt aus dem 11. Jahrhundert) un die "doppelte" Schlosskirche geführt wurden. Mit dieser Kirche hat es folgende Bewandnis: Ursprünglich bestand eine Katharinenkapelle (1448-75) erbaut, auf die dann die Schlosskirche (1702 geweiht) aufgesetzt wurde.
Nach dem Mittagessen im historischen Marstall der Burg erfolgte die Weiterfahrt nach Herborn. Dort konnten vor oder nach dem Nachmittagskaffee die "Hohe Schule" (als "fast"-Universität von 1584-1817 bestehend), die Schlosskirche (samt Gruft) und die historische Altstadt besichtigt werden. Herrn Schäfer, der auch tatkräftig bei der Organisation mitwirkte, hatten wir es zu verdanken, dass durch die von ihm kopierten Liedblätter bei Hin-und Rückfahrt kräftig mitgesungen werden konnte.

Hans-Georg Ruppel

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GEMEINDEVERANSTALTUNGEN

Gottesdienste:

Sonntag, 1. Juni 10 Uhr - Dekanin Reiß

Sonntag, 8. Juni 10 Uhr - Pfarrer i.R. Krämer

Sonntag, 15. Juni 10:30 Uhr - Open-Air-Gottesdienst zum Mainuferfest vor dem Katharina-von-Bora- Haus - Dekanin Reiß


Sonntag, 22. Juni 10 Uhr - Pfarrerin Gunkel


Sonntag, 29. Juni 10 Uhr -
gemeinsamer Gottesdienst der Nordgemeinden in der Schlosskirche - Pfarrerin Pascalis

Sonntag, 6. Juli 10 Uhr - Pfarrer Fehlhaber


Sonntag, 13. Juli 10 Uhr -
gemeinsamer Gottesdienst der Nordgemeinden in der Stadtkirche - Pfarrer Bundschuh

Sonntag, 20. Juli  10 Uhr - Gottesdienst der Geistig-Behinderten-Seelsorge            Pfarrer i. R.  Krämer


Sonntag, 27. Juli 10 Uhr -
gemeinsamer Gottesdienst der Nordgemeinden in der Johanneskirche - Pfarrer Jourdan

Sonntag, 3. August 15 Uhr Andacht

Sonntag, 10. August 10 Uhr – Pfarrer i.R. Schulze

Sonntag, 17. August 10 Uhr - Pfarrer Elsässer


Sonntag, 24. August 10 Uhr - Gottesdienst der Geistig-Behinderten-Seelsorge - Pfarrer i. R. Krämer


Sonntag, 31. August 10 Uhr - Frau Krauß

 

Ökumenisches Friedensgebet         
jeden Montag um 18 Uhr

Le petit chœur - donnerstags 19:30 Uhr in der Kirche:
5.06., 19.06., 03.07., 7.08 & 21. 08.   

Die nachfolgenden Veranstaltungen finden wegen der Renovierung des Pfarrhauses im Katharina von Bora-Haus (Kirchgasse 17) statt:

Kreis älterer Frauen - montags 15 Uhr:
9.06., 23.06., 14.07., 28. 07., 11.08. & 25. 08.              

Gespräch über der Bibel - dienstags 19:30 Uhr:
3.06., 1.07. & 5.08.               

Französisch-Lesezirkel - dienstags 19:30 Uhr:
10.06., 8.07. & 12.08.
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ABENDMUSIKEN

Sonntag, 22. Juni - 19 Uhr
„Klavier vierhändig“
Georges Bizet & Charles Koechlin
Elena Kotschergina & Olaf Joksch

Sonntag, 31. August - 19 Uhr
„Harfe & Cembalo“
Antonio Soler & Giovanni Lucchinetti
Christina Kuhn - Harfe
Olaf Joksch - Cembalo

 

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26.05.2008   ---  Verantwortlich für diese Ausgabe des Gemeindebriefes:
Das Presbyterium der Französisch-Reformierten  Gemeinde Offenbach am Main.  
Der  nächste  Gemeindebrief  erscheint Ende August 2008.