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aus dem Gemeindebrief April / Mai 2008

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» Aus der Gemeinde – und wie es weiter geht ...

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Kurzer Nachklang zu Karfreitag und Ostern…

Die gewichtigen Worte aus dem ersten Korintherbrief (auf der ersten Seite dieses Gemeindebriefes in der Version Martin Luthers wunderbar typographisch gestaltet von Liesel Désor) klingen in der Neuübersetzung der Zürcher Bibel vielleicht noch eindringlicher:
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit für die, die verloren gehen,
für die aber, die gerettet werden, für uns, ist es Gottes Kraft. (1. Korinther 1, 18)
Die variierte Gretchenfrage würde dazu lauten: „Und wie hältst Du’s mit dem Kreuz?“ Mit dem jeweiligen Blick auf den Jesus am Kreuz ist auch eine der brutalsten Foltermethoden des Römischen Reiches überliefert. Sind die sichtbaren Darstellungen eines Matthias Grünewald bis zu den blutigen Filmen Hollywoods wirklich näher am Geschehen als das Wort vom Kreuz?  Die reformierte Tradition tut gut daran, das Kreuz nicht bildhaft zu erfassen, denn selbst die grausamsten Darstellungen und der ausgemalte Horror lösen beim Betrachter eher ambivalente Gefühle von Faszination bis Widerwillen aus und gehen am Eigentlichen des Kreuzigungsgeschehens vorbei. Der Heidelberger Katechismus formuliert es am Anfang ganz klar: Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt. Und das ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben!
Das zu vermitteln fällt natürlich schwer in einer Welt, die respektlos am Gründonnerstag noch bis 24 Uhr die Konsumkarte ziehen will und selbst an Karfreitag – einem der, wenn nicht dem höchsten christlichen Feiertag – immer noch eher über Umsatzzahlen und Börsenkurse, als über Kreuz und Tod nachdenken will. Für immer mehr Menschen ist und bleibt Karfreitag und Ostern – Tod und Auferstehung – eine Torheit. Diese Tage stehen in Gefahr, einfach in die mittlerweile um sich greifende Sinn- und Bedeutungslosigkeit anderer Brückentage wie Himmelfahrt oder Fronleichnam abzurutschen. Und das wäre ein irreparabler Schaden -  denn Tod und Auferstehung Jesu Christi als Zeichen neuen Lebens, als Geschenk Gottes und seine Liebe, die stärker ist als der Tod bleibt einfach existentieller Dreh- und Angelpunkt unseres Glaubens. Und nicht anderes breitet Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth aus. Man kann das freilich ignorieren, töricht finden oder unangenehmen Wahrheiten menschlicher Existenz versuchen bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Wäre es da aber nicht wertvoller und lebenswichtiger sich den Fragen des Paulusbriefes zu stellen?

Präses Olaf Joksch


Aus der Gemeinde - und wie es weiter geht…

Das Pfarrhaus ist leer, verwaist und eine eingerüstete Baustelle. Das ist nur das äußerliche Zeichen einer Veränderung. Mit dem Weggang von Günter Krämer als Gemeindepfarrer steht mit der Renovierung des Pfarrhauses auch ein Neubeginn. Die Pfarrstelle wurde ausgeschrieben, aber bis jetzt gab es noch keine nennenswerte Resonanz. Wir dürfen weiter gespannt sein…. Bis es zu einer konkreten Bewerbung auf die Pfarrstelle kommt, wird u. U. noch einige Zeit vergehen. Bis dahin hat in besonders verantwortlicher Weise das Presbyterium die Aufgabe, die  Geschicke der Gemeinde zu lenken. Mit der Herausgabe dieses ersten

Gemeindebriefes nach der Ära Krämer möchten wir dokumentieren und zeigen, dass das Leben der Französisch-Reformierten Gemeinde weitergeht. Auch wenn freilich Person und Arbeit Günter Krämers fruchtbare Impulse und tiefe Spuren hinterlassen haben, die noch lange nachhaltig wirken werden, muss sich die Gemeinde jetzt öffnen und auch bereit sein, sich auf eventuell Neues einzulassen. Die Fußstapfen, die Pfarrer Krämer hinterließ, sind groß, auch in Hinblick auf den Gemeindebrief.  Dennoch wird das Presbyterium - auch mit Gottes und Ihrer aller Hilfe - weiterhin alles in unseren Kräften mögliche zum Wohle der Gemeinde tun.

 

 

Die Verabschiedung von Pfarrer Günter Krämer.

Waren Karfreitag und Ostern in diesem Jahr eher verhagelt und verhangen, so hätte man sich ein herrlicheres Frühlingswetter für den Tag der Verabschiedung unseres Gemeindepfarrers Günter Krämer am letzten Februarsonntag nicht erwarten können. Goethes Osterspaziergang aus seinem Faust „Jeder sonnt sich heut’ so gern, denn sie feiern die Auferstehung des Herrn“ beschreibt - wenn auch einen Monat verfrüht - die gespannte und erwartungsvolle Stimmung der Gäste, die zwar nicht aus „dunklen Gassen“, aber dennoch zuhauf in unsere Gemeinde strömten. Um 15 Uhr war Gottesdienst und unsere Kirche bis auf das hinterste Eckchen belegt. Die meisten waren sicher innerlich bewegt als sie die letzte Predigt in der Amtszeit von Pfarrer Krämer hörten, der jetzt nach über 30 Jahren segensreicher Arbeit in den Ruhestand versetzt wurde. Als Liturgin des Festgottesdienstes fand Pröpstin Gabriele Scherle aus Frankfurt auch in ihrer niveauvollen und positiven Ansprache genau den richtigen Ton, um jeden Anflug einer Melancholie des Abschieds zu vertreiben. Mit ihrem Segen wurde schließlich amtliche Realität: Günter Krämer verlässt als Pfarrer unsere Gemeinde!
Des „Frühlings holden belebendem Blick“ konnte man sich anschließend bei Kaffee, überreichlich Kuchen und interessanten Gesprächen im wunderbaren Pfarrgarten aussetzen. Auch war es möglich noch einmal selbst einen Blick ins historische Pfarrhaus zu werfen, das schon in wenigen Tagen sich in eine Baustelle verwandeln würde.
Um 17 Uhr gab es dann wieder in der Kirche „Text & Musik“, bei der mit der Gemeinde seit Jahren verbundene Musiker, wie die Sopranistin Carola Schlüter, der Flötist Waldemar Jarzyk, Johannes Kramer (Violoncello) Peter Spohr (Traversflöte) und Elisabeth Marx (Violine) zusammen mit Olaf Joksch zwischen den Grußworten Musik des Barock bis zur Moderne darboten.
Die beeindruckende Rednerliste führte Dekanin Reiß an, gleich gefolgt von Oberbürgermeister Schneider, der - neben einem Ausflug in die besondere Geschichte der Gemeinde - einmal mehr das soziale Engagement Günter Krämers und die Initiative „Essen & Wärme für Bedürftige“ hervorhob und ihm dafür die Bürgermedaille in Silber überreichte.

 

Krämer nahm sie mit der Ergänzung an, dass es - nicht nur für einen Pfarrer - selbstverständlich sein sollte, sozial engagiert zu leben, er für sich darin nichts außergewöhnliches sehe und so die Medaille stellvertretend für alle freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter entgegennehme.
Die lange Rednerliste spiegelt die vielfältigen Kontakte und Bereiche, in denen Günter Krämer während seiner Amtszeit tätig war. U.a. sprachen noch Pfarrerin Gunkel, Vertreter der Stadtkirchengemeinde und der Französisch-Reformierten Gemeinde Frankfurt, der Rektor der Fröbelschule, Sprecher karitativer und sozialer Einrichtungen, sowie Pfarrer Richter, der ehemalige Pfarrer der Altkatholischen Gemeinde, Pfarrer Anghel von der Rumänisch-Orthodoxen Ge-meinde und im weiteren Rahmen einer praktizierten Ökumene Pfarrer Kurt Sohns von St. Paul. Verlesen wurde auch ein Brief  unserer französischen Partnergemeinde aus Marsillargues, der demonstrierte, wie weit und tragend die Kontakte unserer kleinen Gemeinde geknüpft sind. Aus Turin war sogar eigens eine kleine Delegation aus der befreundeten Waldensergemeinde angereist. Pfarrer Giuseppe Platone verbreitete mit seinem gut gelaunten italienisch-deutschen Grußwort weiter internationale Atmosphäre.
Als Dank an Günter Krämer, aber auch Würdigung der ganzen Familie Krämer verlas als Präses Olaf Joksch noch einmal den Artikel, der für den letzten Gemeindebrief verfasst wurde.
Nachdem das ergreifende Abschiedslied „September“ mit den Anfangsworten „Der Garten trauert….“ von Richard Strauss erklungen war bedankte sich am Schluss noch einmal Pfarrer Günter Krämer mit sehr persönlichen Worten bei allen Anwesenden.
Mit der ersten Strophe von „Lobe den Herren“ war der offizielle Teil dieses Tages beendet. Wer wollte, war jetzt noch herzlich eingeladen im kleineren Kreis bei Wein und Brezeln im Pfarrhaus bis spät in den Abend Abschied zu feiern……

Olaf Joksch

Ergreifend gesungener Leidensweg.

Am Karfreitagabend wurde vor einer nahezu vollen Kirche Alessandro Scarlattis „Johannespassion“ dargeboten über die Olaf Joksch im Programm schrieb: Scarlattis Passion besticht durch ihre konzentrierte Schlichtheit. Sie hält sich streng an den Evangelientext und verzichtet auf alle barocke Theatralik. Mit dieser Konzentration auf den Text kommt paradoxerweise Scarlattis „katholische Passion“ ganz der reformierten calvinistischen Tradition entgegen, die sich - mit Rekurs auf das Bildverbot im zweiten Gebote - einem etwa in Bachs Passionen künstlerisch üppig ausgestalteten, mehr oder weniger opernhaften Geschehen völlig verweigert.

Unter der Überschrift „Bestechende Natürlichkeit“ besprach Stefan Michalzik
in der Offenbach Post die intensive Aufführung:

[…] Durch eine schlichte Gestalt zeichnet sich Scarlattis Johannes-Passion aus, die
in der Abendmusik-Reihe der Offenbacher Französisch-Reformierten Kirche unter
der Leitung von Olaf Joksch aufgeführt wurde. Tendenzen zur barocken
Überladung sind der von der Entstehungszeit her nicht klar zuzuordnenden
Passion fremd; es wird straff und unmittelbar am Evangelientext entlangerzählt.
Die Offenbacher Aufführung vermochte durch eine zupackende, zugleich angemessen unaufgeregte Lesart zu bestechen.
Wie stets musiziert Olaf Joksch, der das Ensemble ‚concerto piccolo’ und den ‚petit chœur’ vom Cembalo her leitete, mit hervorragenden Solisten. Diana Schmid, Mezzosopran, Altus Felix Uehlein und Eric Lenke, Bass, überzeugten durchweg durch ein breites Ausdrucksspektrum sowie perfekte Artikulation, Phrasierung, Gestik und Affektgestaltung. Herauszuheben ist Uehlein mit seiner in jedem Augenblick präsenten Darstellung des Evangelisten, dem zentralen, tragenden Part. Glänzend Diana Schmids Schlussarie: Lyrische Kraft und Ausdrucksstärke bezieht sie aus einer tiefen inneren Ruhe. Makellos waren bei allen Solisten Textverständlichkeit und Rhetorik der - in Abweichung vom lateinischen Original gewählten deutschen Fassung. Sensibel betonte Joksch die eher introvertierte Dramatik dieser Passions-Lesart. Der Ensembleklang ist ausgewogen. Der Chor, in den Männerstimmen arg dünn besetzt, besticht durch Intensität und Temperament.
Beherzt im Zugriff, im Klangbild aufgelockert:
Die Natürlichkeit vermag zu bestechen.

 


Stand der Renovierungskosten:

Seit dem letzten Gemeindebrief sind für die Finanzierung der Sanierung unseres Gemeinde- und Pfarrhauses erneut Spenden in Höhe von 5.200 € eingegangen. Das Presbyterium sagt ganz herzlichen Dank dafür. Mit einer Gesamtsumme von rund 53.000 € ist jetzt aber leider erst ein gutes Drittel der Kosten gedeckt, die vermutlich die Gemeinde selbst tragen muss. Deshalb unsere dringende Bitte: Wenn Sie können, helfen Sie uns weiter!

 



Am 10.02. feierten wir das diesjährige Konfirmationsjubiläum mit Abendmahl. Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Jubilare mit ihren Angehörigen zum Mittagessen im Gemeindehaus eingeladen. Auf dem Foto zu sehen sind:
Herr Peter Stoye (60-jähriges Jubiläum), Frau Valerie Zunkovic geb. Mayer (Goldene Konfirmation), Frau Christel Münch geb. Insel (Goldene Konfirmation) und Herr Jörg Kreuter (Goldene Konfirmation). Frau Elisabeth Désor, Frau Christine Schmitz und Herr Dr. Lutz Oehler konnten aus gesundheitlichen Gründen leider doch nicht dabei sein.


Mit der Aufführung des Gleichnisses vom  verlorenen Sohn feierte die Geistig-Behinderten-Gemeinde am 17.02. den letzten Gottesdienst mit Pfarrer Günter Krämer vor dessen Pensionierung. Die Darbietung wurde musikalisch von der von Jürgen Weiß geleiteten Combo der Arbeiterwohlfahrt Offenbach ausgestaltet. Nach dem Gottesdienst waren alle zum Kirchkaffee im Gemeindehaus eingeladen. Im Namen der Eltern dankte Frau Elke Dorst Pfarrer Krämer für seine langjährige Tätigkeit für geistig behinderte Menschen in Offenbach. Der Orffkreis unter Leitung von Heike Briceño Velasquez erfreute durch seine Musikstücke.

 

LUMINALE

Die Künstlerin Monika Golla wird ihre Installation „Das Licht unter den Scheffeln“ im Rahmen der Luminale in unserer Kirche zeigen.
Am Dienstag, den 8. April wird dazu um 19:30 Uhr ein interessantes Konzert mit Musik zu hören sein, die in Bezug zu der gezeigten Kunst stehen wird. Es spielen Norbert Grossmann (Orgel) und Nikolaus Heyduck (Klavier & Live-Elektronik). Im Rahmen dieser Ausstellung soll unsere Kirche dann am 8., 9. & 10. April von 19-22 Uhr geöffnet sein.

 

Aus unserem Pfarrarchiv.
Seit November 2007 ordnet Kerstin Krämer unter der Anleitung von Hans-Georg Ruppel das Gemeindearchiv neu. Dabei kommen immer wieder interessante Fundstücke ans Tageslicht. 
 

 

 

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GEMEINDEVERANSTALTUNGEN

Gottesdienste:

Sonntag, 6. April 10 Uhr - Pfarrer Richter
Sonntag, 13. April 10 Uhr - Dekanin Reiß
Sonntag, 20. April 10 Uhr - Gottesdienst der Geistig-Behinderten-Seelsorge,    Stephan Schmidt
Sonntag, 27. April 10 Uhr - Pfr. i. R. Schulze
Donnerstag, 1. Mai 10 Uhr - laden wir ein zum Gottesdienst in der Stadtkirche. 
Sonntag, 4. Mai 10 Uhr - Pfarrer Konrad Elsässer
Sonntag, 11. Mai 10 Uhr - Pfarrer Schein
Sonntag, 18. Mai 10 Uhr - Gottesdienst der Geistig-Behinderten-Seelsorge,
            Pfarrer i. R. Günter Krämer
Donnerstag, 22.  Mai laden wir herzlich ein zum diesjährigen Gemeindeausflug der      Nordgemeinden. Genaueres wird noch bekannt gegeben!
Sonntag, 25. Mai 10 Uhr, Gottesdienst in Französisch & Deutsch,
            Pfarrer Mushidi & Pfarrer i. R. Günter Krämer

Ökumenisches Friedensgebet                            jeden Montag um 18 Uhr
(entfällt an Pfingstmontag 12. Mai)

Le petit chœur                       24.04., 8.05., 29.05.  um 19:30  

 

Die nachfolgenden Veranstaltungen finden wegen der Renovierung des Pfarrhauses im Katharina von Bora-Haus (Kirchgasse 17) statt:

Kreis älterer Frauen                14.04., 28.04., 26.05.   um 15 Uhr

Gespräch über der Bibel      1.04., 6.05.     um 19:30 Uhr

Französisch-Lesezirkel         13.05   um 19:30 Uhr

 

ABENDMUSIKEN

Sonntag, 27. April - 19 Uhr
Orgelkonzert
Felix Mendelssohn Bartholdy & Max Reger
Olaf Joksch - Orgel

Sonntag, 25. Mai - 19 Uhr
Hugo Wolf               
„Italienisches Liederbuch“
Mareen Knoth - Sopran
Thomas Jakobs - Tenor
Olaf Joksch - Klavier

 

„Auch kleine Dinge können uns entzücken,
 Auch kleine Dinge können teuer sein.
 Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen schmücken;
 Sie werden schwer bezahlt und sind nur klein.
 Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht,
 Und wird um ihre Güte doch gesucht.
 Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist,
 Und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt.“

aus: Hugo Wolf „Italienisches Liederbuch“
nach Gedichten von Paul Heyse (1830-1914)

 


31.03.2008   ---  Verantwortlich für diese Ausgabe des Gemeindebriefes:
Das Presbyterium der Französisch-Reformierten  Gemeinde Offenbach am Main. (Mit besonderem Dank an Liesel Désor und Kerstin Krämer).
Der  nächste  Gemeindebrief  erscheint Ende Mai 2008.